Am 24.05.2023 startete die Bundesstiftung Bauakademie erfolgreich in die Veranstaltungsreihe „Transformation im Dialog“. Zu der ersten digitale Veranstaltung mit dem Titel „Re-Use: Der nachhaltige Systemwechsel als Ziel“ wurden Praktikerinnen und Praktiker eingeladen, die im Dialog Lösungsansätze zur Wiederverwendung von Baumaterialien aufzeigten.
Der Bausektor steht mit seinem hohen Abfallaufkommen, dem enormen Material- und Energiebedarf unter großem Handlungsdruck zur Erreichung der angestrebten Klimaneutralität Deutschlands. Zirkuläres Bauen, insbesondere die Wiederverwendung von Bauteilen, stellt einen wesentlichen Lösungsansatz dar. Die Transformation von einer linearen zu einer Kreislaufwirtschaft trägt zu einem verringerten Ressourceneinsatz und CO2-Ausstoß bei.
Für diesen tiefgreifenden Systemwechsel benötigt es Mut und die Überwindung von Hemmnissen.
Prof. Dr. Guido Spars diskutierte mit drei Gästen die Potentiale und Erfolge öffentlicher Immobilienakteure sowie die bestehenden Herausforderungen für eine großflächige Verbreitung des Ansatzes in der Branche.
Kathrin Fändrich, Leiterin des Bereichs Hochbau im Staatlichen Bauamt Augsburg, berichtete in ihrem Impulsvortrag vom erfolgreichen Pilotprojekt ‚Alte Stadtbücherei Augsburg‘. Durch deren selektiven Rückbau und die Einbindung der Bevölkerung wurde nicht nur ein ökologischer, sondern auch ein ökonomischer und sozialer Mehrwert geschaffen. Einsparungen der Entsorgungskosten sowie eine hohe Akzeptanz der Bürger*innen überzeugten ihr Team diesen Weg weiterzuverfolgen. Wichtig für das Gelingen seien Experimentierfreude und eine frühzeitige Einbindung von Planer*innen.
Linda-Marie Conrady vom Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW präsentierte in ihrem Impuls ebenfalls vielversprechende Pilotprojekte, mit denen sie und ihr Team eine Vorbildfunktion bei der Umsetzung des Kreislaufwirtschaftsgesetztes einnimmt. Sie wies darauf hin, dass die Vorteile von zirkulären Bauprojekten, wie die Fakturierung der verbauten Bauprodukte, stärker Publik gemacht werden müssen, um auch Bedenkenträger zu überzeugen.
Michael Halstenberg, Rechtsanwalt und Ministerialdirektor a.D., beleuchtet die rechtspolitschen Chancen und Handlungsfelder für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft im Bauwesen. In seiner Roadmap-Studie zur Wiederverwendung von Bauprodukten identifizierte er mit der Sozietät Franßen & Nusser u.a. die Notwendigkeit, dass sekundäre Bauteile nicht im Abfall- sondern im Produktrecht geregelt werden müssen. Auch erläuterte er, dass aus überhöhter Vorsorge zu viel geregelt wird und gesetzliche Regelungen einfacher strukturiert werden müssten. Insgesamt wurde deutlich, dass es nun darum geht neben den erfolgreichen Pilotprojekten das Thema grundsätzlicher anzugehen.
Anmeldungen zu den drei weiteren Veranstaltungen der Reihe „Transformation im Dialog“ sind hier möglich.