Beim 9. Transformationsdialog der Bundesstiftung Bauakademie drehte sich alles um klimaneutrale Baumaterialien und ihre Rolle in einer nachhaltigen Zukunft.
Die Expert*innen Stefan Anders von B&O Bau, Björn Köcher von der Umweltstiftung Michael Otto, Prof. Dr. Philipp Misselwitz von Bauhaus Erde und Dr. Julia von Werder von der Bundesanstalt für Materialforschung gaben spannende Einblicke, wie nachhaltige Materialien die Bauwirtschaft transformieren können.
Im Anschluss wurden die Herausforderungen und Möglichkeiten für die Förderung von nachhaltigen Baumaterialien diskutiert:
- Wirtschaftliche Attraktivität und Anreize: Damit sich neue, nachhaltige Baustoffe am Markt etablieren, müssen sie wirtschaftlich attraktiv sein. Hier kann die Politik beispielsweise beim Aufbau neuer Wertschöpfungsketten zwischen Landwirtschaft und Bauwirtschaft durch Förderprogramme wichtige Anreize setzen, die Landwirte unterstützen, Moorflächen anstelle klassisch landwirtschaftlicher Nutzflächen mit Paludikulturen zu bewirtschaften.
- Höhere Kosten und Skalierungsprobleme: Nachhaltige Materialien sind aktuell teurer als konventionelle. Dies liegt unter anderem an der noch geringen Skalierbarkeit und den hohen Zulassungskosten, die für innovative Materialien getragen werden müssen.
- Regulatorische Unterstützung: Die Hoffnung der Beteiligten ruht auf der EU-Taxonomie, die klimaschädliche Baustoffe verteuern könnte, um nachhaltige Alternativen attraktiver zu machen. Der öffentliche Sektor muss hier eine Vorbildfunktion einnehmen und neue Materialien und Bauweisen proaktiv fördern.
- Gesellschaftliche Akzeptanz: Die Akzeptanz in der Gesellschaft für nachhaltige Baustoffe ist in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern gering. Skepsis und Bedenken bremsen die Einführung neuer Baustoffe und -technologien. Positive Narrative, Best-Practice-Beispiele und transparente Vermittlungsarbeit können jedoch helfen, das Vertrauen zu stärken.
- Technologische Begrenzungen z. B. in der Holzindustrie: Aktuell können viele Sägewerke und produzierende Betriebe nur wenige Holzarten verarbeiten. Für den Einsatz weiterer Baumarten fehlen oft die nötigen statischen Zulassungen, was die Materialvielfalt begrenzt.
Für die Entwicklung oder Skalierung von nachhaltigen Baustoffen ist eine ganzheitliche, d. h. die gesamten Wertschöpfungskette betreffende und interdisziplinäre Herangehensweise notwendig, um einen gemeinsamen Lerneffekt und Innovationen ohne Verzögerung in die Praxis umsetzen zu können. Darüber hinaus ermöglichen Reallabore die Zusammenführung von vielfältigen Talenten und Interessen, um die Erprobung von nachhaltigen Projekten zu ermöglichen und praxisorientierte positive Narrative und Bilder zu schaffen, die die Akzeptanz der Bauwende in Deutschland fördern können.
Schauen Sie sich für weitere Einblicke, Herausforderungen und Möglichkeiten hier die Videodokumentation der Veranstaltung in unserem YouTube-Kanal an!
Vielen Dank an unsere Gäste und an alle, die dabei waren – vor Ort und online!